Die Niedrigzinsphase hat die bAV-Welt an chancenorientierte Produkte mit reduzierten Garantien gewöhnt. Doch kehren mit steigenden Zinsen und Inflation klassische Garantieprodukte zurück oder bleiben moderne Hybridmodelle die Zukunft? Insbesondere, da seit knapp einem Jahr die Zinsen wieder sinken. Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Lebensversicherung, blickt auf die aktuelle Marktentwicklung und ihre Auswirkungen auf die Produktlandschaft in Sachen bAV.
Mehr als ein Jahrzehnt war die betriebliche Altersvorsorge (bAV) von einem Niedrigzinsumfeld geprägt. In dieser Zeit mussten sich Produkte anpassen: Die klassische Garantie wurde zunehmend durch chancenorientierte Modelle mit reduzierten Beitragsgarantien ersetzt. Diese Entwicklung war ein langwieriger Prozess, da sowohl Anbieter als auch Kunden traditionell Sicherheiten gewohnt waren.
Mit der plötzlichen Rückkehr der Inflation und steigenden Zinsen stellt sich nun die Frage: Bedeutet dies eine Rückkehr zu alten Garantieprodukten oder bleiben die jüngst entwickelten flexibleren Modelle erhalten, da auch die Zinskurve zuletzt wieder nach unten zeigte?
Auswirkungen steigender Zinsen auf die bAV
Die Erhöhung des Zinsniveaus verändert die Kalkulationsgrundlagen vieler bAV-Produkte. Höhere Zinsen verbessern die Renditechancen sicherheitsorientierter Anlageformen wie Anleihen, die lange Zeit kaum Ertrag brachten. Dadurch werden klassische Garantiekonzepte wieder attraktiver, insbesondere für sicherheitsorientierte Kunden und Arbeitgeber.
Gleichzeitig sind moderne, chancenorientierte Produkte in den vergangenen Jahren fester Bestandteil der bAV-Landschaft geworden. Diese Modelle bieten durch Kapitalmarktpartizipation langfristig oft bessere Ertragsaussichten als rein garantiebasierte Lösungen. Steigende Zinsen bedeuten somit nicht automatisch eine vollständige Rückkehr zu alten Modellen, sondern vielmehr eine neue Ausbalancierung zwischen Sicherheit und Renditechancen.
Wie entwickelt sich die Produktlandschaft der bAV?
Die Zukunft der bAV-Produktwelt hängt stark davon ab, wie sich Inflation, Zinsen und die Kapitalmärkte weiterentwickeln. Während einige Versicherer bereits eine Stärkung von Garantieelementen ankündigen, setzen andere weiterhin auf flexible Hybridmodelle. Arbeitgeber und Arbeitnehmer stehen nun vor der Herausforderung, sich in einem veränderten Marktumfeld zurechtzufinden.
Für Berater ergibt sich daraus die Aufgabe, passende Lösungen individuell zu bewerten und anzubieten. Die Entscheidung zwischen Sicherheit und Rendite ist nun vielschichtiger als in der reinen Niedrigzinsphase. Welche Rolle klassische Garantieprodukte in der Zukunft spielen werden, hängt nicht nur von der Zinsentwicklung ab, sondern auch von der Bereitschaft der Marktteilnehmer, sich auf neue Modelle einzulassen.