Warum reden wir gerade jetzt über Garantien?
Garantien sind weder per se gut, noch per se schlecht. Aber jede Garantie reduziert das Renditepotenzial. Dieser Effekt ist umso stärker ausgeprägt, umso niedriger die Zinsen sind. Daher war es noch nie so wichtig wie heute, sich auf die Garantien zu beschränken, die der jeweilige Kunde auch benötigt. Dies gilt sowohl für die Art als auch für die Höhe der Garantie. Auf die Art der Garantie gehen wir zunächst im ersten Teil der Artikelserie ein.
In welche Arten von Garantie ist zu unterscheiden und wann ist welche sinnvoll?
In Altersvorsorgeverträgen sind hauptsächlich drei Arten von Garantien anzutreffen, die für unterschiedliche Zwecke sinnvoll sind:
- Permanente Kapitalgarantie:
Eine permanente Kapitalgarantie (oder zumindest eine sehr schwankungsarme Kapitalanlage) ist eigentlich nur für den „Notgroschen“ sinnvoll. Denn hier kann man schlicht nicht wissen, wie kurzfristig das Geld benötigt wird. Bei langfristigen Sparprozessen ist eine sehr starke „Unterwegs-Garantie“ hingegen kontraproduktiv, da sie automatisch auch die Renditechancen stark bremst. - Endfällige Kapitalgarantie:
Bei längerfristigen Sparprozessen stehen die Chancen stärker im Fokus. Risiken können durch Diversifikation und gegebenenfalls weitere geeignete Kapitalanlagestrategien reduziert werden. Wenn risikoscheue Kunden in diesem Segment eine Garantie wünschen, so reicht eine endfällige Kapitalgarantie in aller Regel aus. Zwischenzeitliche Schwankungen können in Kauf genommen werden. - Garantie eines lebenslangen Einkommens:
Für Geld, das angespart wird, um den gewünschten Lebensstandard im Alter abzusichern, ist die Garantie eines lebenslangen Einkommens in den allermeisten Fällen sinnvoll oder sogar notwendig. Denn die gesetzliche Rente wird für eine immer größere Anzahl von Menschen den gewünschten Lebensstandard nicht mehr abdecken. Da niemand heute schon wissen kann, welches Alter er erreichen wird, sieht die Situation für die Mehrheit der Menschen in etwa wie folgt aus: Ohne ein garantiert lebenslanges Einkommen kommt irgendwann der Zeitpunkt, zu dem das angesparte Geld aufgebraucht ist, falls man dann noch lebt.
Ab diesem Zeitpunkt kann der gewünschte Lebensstandard nicht mehr finanziert werden. Dieses Langlebigkeitsrisiko ist eines der am meisten unterschätzten Risiken in unserer Gesellschaft. Es kann mit der lebenslangen Einkommensgarantie einer Rentenversicherung abgesichert werden.
Sandra Blome © Die Stuttgarter
Über die Autorin:Sandra Blome
Sandra Blome ist Director & Partner beim ifa (Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften) in Ulm, bei dem sie seit dem Jahr 2000 angestellt ist. Zu den Schwerpunkten ihrer Beratungstätigkeit zählt neben dem Projektmanagement die betriebliche Altersversorgung, Data Analytics, Markteintritt ausländischer Versicherer sowie Produktbewertungen. Sie ist Aktuarin (DAV) und IVS-geprüfte Sachverständige. Im Jahr 2004 schloss sie ihre Promotion mit dem “Thema Asset Liability Management in der betrieblichen Altersversorgung – Die Direktzusage” ab.
Jochen Ruß © Die Stuttgarter
Über den Autor:Jochen Ruß
Jochen Ruß ist Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften. Zu den Schwerpunkten seiner Beratungstätigkeit gehören die Entwicklung innovativer Lebensversicherungsprodukte sowie finanzmathematische Themen im Bereich der Lebensversicherung und des Zweitmarktes für Lebensversicherungspolicen. Er ist Autor von über 100 Fachpublikationen. Für seine Forschungsarbeiten wurde er mit zehn Forschungspreisen in Australien (1997 und 2000), Singapur (1998) und Deutschland (1999, 2000, 2004, 2006, 2009, 2016 und 2018) ausgezeichnet. Er ist ferner apl. Professor an der Universität Ulm, Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der TU München, Dozent an der EBS Finanzakademie, Beirat des Bundesverbands Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen, Beirat des Munich Risk and Insurance Center, Associate Editor des Asia Pacific Journal of Risk and Insurance und Gutachter für zahlreiche wissenschaftliche Journals. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik (DGVFM) und der American Risk and Insurance Association (ARIA).
Alexander Kling © Die Stuttgarter
Über den Autor:Alexander Kling
Alexander Kling ist Partner am Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) in Ulm. Hauptschwerpunkt seiner Beratungstätigkeit ist die Entwicklung innovativer Lebensversicherungsprodukte. Er war an der Entwicklung einiger zentraler Innovationen im Bereich fondsgebundener und klassischer Altersvorsorgeprodukte beteiligt. Alexander Kling studierte in Ulm Wirtschaftsmathematik mit Schwerpunkt Aktuarwissenschaften sowie Mathematik an der University of Wisconsin, Milwaukee. Im Jahr 2007 schloss er seine Promotion an der Universität Ulm ab. Im Jahr 2019 folgte eine Habilitation im Fach Aktuarwissenschaften an der Universität Ulm. Neben seiner Tätigkeit am ifa ist Alexander Kling Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der Universität Ulm. Ferner ist er als Dozent für die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) tätig, wo er u. a. Leiter der Qualitätskommission für das Grundwissen, Leiter der Prüfungskommission für Spezialwissen Lebensversicherung und Mitglied des Ausbildungs- und Prüfungsausschusses der DAV ist.