Die Begriffe Gender-Pay-Gap und Gender-Pension-Gap sind heutzutage in aller Munde. Doch woher kommen die Lücken, was sind die Ursachen, Wirkungen und mögliche Lösungen des Problems der Altersarmut bei Frauen? In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen für diese beiden Lücken. In Teil 2 und 3 geht es dann um die Wirkungen und mögliche Lösungen.
Ursache Gender-Pay-Gap?
Die Ursachen für Altersarmut bei Frauen sind vielfältig. Immer wieder wird im ersten Schritt der Gender Pay Gap (also die Einkommenslücke zwischen Männer und Frauen) angeführt. Dabei ist dieser bei genauer Betrachtung nicht zwingend der Hauptgrund. Der Gender-Pay-Gap 2022 lag in Deutschland bei 18 % (unbereinigt) bzw. 7 % (bereinigt). Das heißt, dass Frauen bei gleicher Qualifikation „nur“ 7 % weniger verdienen als Männer. Das Statistische Bundesamt geht außerdem davon aus, dass der Unterschied geringer ausfallen würde, wenn weitere Informationen über lohnrelevante Einflussfaktoren für die Analyse zur Verfügung stünden, etwa Angaben zu Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Schwangerschaft, Geburt von Kindern oder Pflege von Angehörigen.
Die Quote von 18 % resultiert aus den Arten der Beschäftigung. Nach wie vor gilt „viel Arbeit bei schlechter Bezahlung“ eher für Tätigkeiten, die von Frauen ausgeführt werden, als von Männern. Hinzu kommt, dass nach wie vor allem überwiegend Frauen in Teilzeit arbeiten (gesamt: 47,4 %, Frauen ohne Kinder: 35,5 %, Mütter: 63,6 %).
Ursache unterschiedlicher Berufseinstieg?
Die Vita der meisten Frauen beginnt ähnlich wie die der Männer: Ausbildung und/oder Studium werden abgeschlossen und der erste Job, in der Regel in Vollzeit, wird angetreten. Von Gender-Pay-Gap und ungleicher Altersversorgung ist bestenfalls noch nichts zu sehen. Doch je nach gewählter Berufsbranche können sich bereits hier die Gehälter unterschiedlich entwickeln und damit auch die Höhe der Beiträge für die gesetzliche Rentenversicherung.
Ursache Familie?
Die ersten Berufsjahre vergehen, die erste bAV als Ergänzung zur gesetzlichen Rente wurde vielleicht auch schon abgeschlossen. Und nun kommt das freudige Ereignis: Nachwuchs kündigt sich an. Und spätestens jetzt sind wir in den allermeisten Fällen wieder bei der klassischen Rollenverteilung. Denn auch in Zeiten von Gleichberechtigung und Elternzeit beginnt der Ausstieg aus dem Job zunächst für die Frau – und zwar mit Beginn des Mutterschutzes, meist direkt gefolgt von Elternzeit. Der Anteil von Männern, die Elternzeit in Anspruch nehmen, liegt bei lediglich 3 %*. Denn das Elterngeld hat einen Haken: es ist in der Höhe gedeckelt. Und Paare, bei denen der Mann ohnehin schon mehr als die Frau verdient, tun sich offensichtlich sehr schwer, diese finanzielle Einbuße hinzunehmen.
Und so kommt es, dass Männer – wenn überhaupt – nur wenige Monate Elternzeit nehmen und Frauen den Löwenanteil in der Kinderbetreuung übernehmen und zu Hause bleiben. Und was passiert in dieser Zeit mit der Altersversorgung? Im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung werden Kindererziehungszeiten angerechnet (Achtung: hier muss ggf. eine Klärung des Rentenkontos vorgenommen werden). Doch vor allem in der betrieblichen Altersversorgung gibt es Handlungsbedarf. Was passiert mit diesen Verträgen? Direktversicherungen werden in der Regel beitragsfrei gestellt, wodurch sich die zu erwartende Rente entsprechend reduziert. Und folgt nach einigen Monaten oder Jahren der Wiedereinstieg in den Beruf, so erfolgt dieser meist in Teilzeit, da Ganztages-Kita-Plätze mehr als rar sind. Und Teilzeit bedeutet dann auch ein entsprechend geringes Gehalt und entsprechend geringere Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung.
Die Statistik belegt, dass aus Teilzeit nur selten wieder Vollzeit wird. 75 %* der deutschen Mütter sind erwerbstätig, davon sind 66 %* in Teilzeit tätig. Bei den Vätern sind nur 7 %* in Teilzeit beschäftigt. Auch im Laufe ihres weiteren Lebens sind es meist die Frauen die ihren Job für die so genannte Care-Arbeit wie Pflege von Angehörigen aufgeben. Diese Care-Arbeit kann zwar auf die gesetzliche Rente angerechnet werden, der Ertrag hieraus ist jedoch überschaubar. Hinzu kommt, dass in dieser Zeit meist auch mangels Einkommen keine zusätzliche Vorsorge bespart wird.
Fazit:
Die Hauptursache für den Gender-Pension-Gap ist die durch Kindererziehung und/oder Care-Arbeit bedingte Teilzeit bei Frauen. Welche Folgen der Gender-Pension-Gap für Frauen im Alter hat, beleuchten wir in unserem nächsten Artikel auch anhand von nachvollziehbaren Berechnungsbeispielen.
*Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2023
Hier geht es zu Teil 2: „Frauen & Altersversorgung“ und die Wirkungen.